Solly Wharf

Manchmal braucht es mehr als einen Zufall. Das Glück hatte ich, als ich eines Tages von der ‘Solly Wharf’ las. Es war ein Text, der eigentlich nichts mit der Solly Familie zu tun hatte und doch wurde dort ein Ort erwähnt, den ich schon lange gesucht hatte. Es ging dort um die Solly Wharf an der Themse (wharf = Kai oder Anlegeplatz). Überall entlang der Themse stößt man auf diesen Begriff, denn die Handelsschiffe brauchten einen geeigneten Liegeplatz zum Be- und Entladen. Die Firma Solly & Sons handelte vor allem mit Holz, Hanf und Getreide. Diese Waren lieferten sie in großen Mengen nach London. Einer der wichtigsten Kunden war die britische Marine. Sie brauchten das Eichenholz für den Bau ihrer Kriegsschiffe. Und auch die Hanffasern dienten der Marine, denn damit wurden die Fugen zwischen den Planken verstopft. Das Eichenholz, das aus preußischen Wäldern stammte, hatte beste Qualität und wurde von vielen Baumeistern begehrt. Ich würde gerne wissen, wo es in London verbaut wurde? Sicherlich bei den vielen Pavillons der Weltausstellung, denn der andere Sohn Edward Solly war einer, der dieses Projekt eng begleitete.

Meine Vermutung bezüglich des Lagerortes war zunächst der Hansehafen, genannt Steel Yard. Er befand sich gleich hinter der London Bridge, dort, wo heute der Bahnhof Cannon Street steht. Die riesige Bahnhofshalle wurde genau über das Hafenbecken gebaut und damit wurde der alte Handelsplatz für immer ausgelöscht. Vor Ort findet kann man es nicht mehr erkennen, nur zwei kleine Andenken habe ich gefunden. Zum einen die beiden Türme, die die Einfahrt zur Cannon Station flusseitig flankieren. Sie waren tatsächlich das Tor zum Hansehafen. Und dann gibt es am Wasser einen Fußweg, der noch immer den Namen ‘Hanseatic Walk’ trägt. Mehr konnte ich nicht entdecken.

 

 

 

Der alte Ankerplatz für Solly’s Schiffe ist inzwischen mit Erde aufgefüllt worden. Das hat man mit vielen Hafenbecken gemacht, denn nachdem London sich für ein Themse-Sperrwerk als Flutschutz entschieden hatte, war es für die Schiffe vorbei. Sie können die Stadt heute nicht mehr anlaufen. Allerdings gab es auch vorher schon Hindernisse. Die Tower Bridge und vor allem die viel ältere London Bridge waren für große Schiffe nicht passierbar. Sie ankerten deshalb schon vor der Isle of Dogs und luden dort ihre Waren auf kleinere Boote um. Noch heute wird es so gemacht. Sobald die Dämmerung heraufzieht und die Touristenboote sich zurückziehen, kommen große Schuten-Verbände flussaufwärts gefahren. Sie bringen Waren, oft in Containern verschlossen, die dann an einem der Piers ausgeladen werden. So wird auch jeden Winter die riesige Tanne für den Trafalgar Square transportiert. Mitten in der Nacht bringt eine Schute den Baum an den Anleger von Westminster und dann muss die Tanne nur noch per Tieflader die Straße Whitehall entlanggefahren werden. Nächsten Morgen staunen dann die Londoner, dass das Monstrum über Nacht auf dem Platz wie von Zauberhand gepflanzt wurde.

Zurück zur Solly Wharf, die auch heute noch einen Besuch wert ist. Ein Geheimtipp von mir für sonnige Tage. Inzwischen ist dort die Surrey Docks Farm angesiedelt und man kann herrliche Stunden dort verbringen. Man trifft alle möglichen Tiere, kann leckeren Kaffee und Kuchen bekommen und anschließend einen Spaziergang an der Themse machen. Wer will, geht bis Greenwich, was man unbedingt einmal besuchen sollte. Für die Hin- und Rückfahrt wähle ich mir gerne die Themse Schiffe des Nahverkehrs. Sie verkehren in kurzen Abständen und bringen einen direkt zurück in die Stadt.

 

 

 

Diese Farm präsentiert sich auf einer informativen Webseite, die mir sehr gefällt (www.surreydocksfarm.org.uk), und erzählt dort auch über die Geschichte des Ortes. Und ein Kapitel beschreibt die Zeit, als Solly dort seine Lagerhäuser hatte. Es war Isaac Solly jun., der ab 1818, vielleicht auch schon früher, bis 1837 ansässig war. Wann immer möglich, begleitete ihn sein Sohn Henry. Der war wohl weniger an dem Lager interessiert, als viel mehr an der ursprünglichen Landschaft. Ganz im Gegensatz zu der Umgebung, wo er mit den Eltern wohnte, nämlich mitten in der City, St Mary Axe. Auf dem Grundstück an der Themse konnte er sich austoben und Dinge machen, die in der Stadt nicht möglich gewesen wären. Henry war schon früh an chemischen Experimenten interessiert. Später wird er sich einen Namen machen als Gründer des ‘Social Men Club’, eine Organisation, die noch heute existiert. Es ist mit der Arbeiterwohlfahrt bei uns vergleichbar. Henry Solly setzte sich für die Rechte der Arbeiter ein und stand den Gewerkschaften nahe. Das ist bemerkenswert, denn er ist in einer finanziell sehr privilegierten Familie aufgewachsen und wurde dabei offensichtlich nicht blind für die Nöte und Sorgen der Armen.

Eines Tages, so schreibt Henry in seinem Tagebuch, hatte er mal wieder auf dem Gelände der Solly Wharf experimentiert. Er hatte verschiedene pflanzliche Substanzen vermengt, einige Mineralien hinzugefügt und schließlich alles in Wasser aufgelöst. Zum Schluss hatte er eine wässrige Substanz mit intensiver blauer Farbe erzeugt. Das Liquid eignete sich hervorragend, um Töpferware einzufärben. Das Blau war von ungewöhnlicher Intensität und Strahlkraft. Glücklicherweise hatte sich der junge Mann das Rezept notiert und ließ es sich vorsichtshalber sogar patentieren. Dazu suchte er einen Anwalt auf, der die Rezeptur entgegennahm und versprach alles Nötige einzuleiten. Leider sah Solly den Mann nie wieder. Es stellte sich heraus, dass der Anwalt ein starker Trinker war und beachtliche Geldproblem hatte. Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, floh er kurzerhand nach Deutschland. Dort wurden einige Jahre später ein blaues Färbemittel patentiert und erfolgreich vermarktet. Solly erkannte sofort, dass es sich sehr wahrscheinlich um dasselbe Rezept handelte, dass er damals zufällig entwickelt hatte. Eine Wiederholung war ihm nie gelungen, die Farbe fiel nie wieder so schön aus, wie beim ersten Versuch. Henry konnte den finanziellen Verlust verschmerzen, aber die Erfahrung mit dem betrügerischen Anwalt wird ihm eine wertvolle Lektion gewesen sein. Henry schließt seine Erzählung mit der Bemerkung, dass er abends mit dem Ruderboot nach Hause gefahren wäre. Er nahm den Weg über die Themse, nutzte die Limehouse Stairs und war dann tatsächlich schon wieder mitten in London.

 

 

My opinion:

Solly Wharf is a historic riverside location in London, located on the south bank of the River Thames in the borough of Southwark. The wharf is named after the Solly family, who were prominent merchants and shipowners in London during the 19th century.

Solly Wharf was originally used for the storage and transportation of goods, particularly timber and other building materials. The wharf was also an important hub for shipbuilding and repair, and was home to several shipyards and dry docks.

Today, Solly Wharf is primarily used for residential purposes, with a number of apartment buildings and other residential developments located on the site. The area has undergone significant redevelopment in recent years, and is now a popular destination for residents and visitors alike, with a range of shops, restaurants, and cultural attractions located nearby.

Despite the changes to the area, Solly Wharf remains an important historical landmark in London, offering a glimpse into the city’s rich maritime history and industrial heritage.