Big surprise

Kann es sein, dass in England die Menschen enger verwandt sind als in Deutschland? Immerhin ist es eine Insel und die Engländer sind heilfroh, dass zwischen ihnen und dem „Kontinent“ viel Wasser fließt. Ich habe es mal gewagt nachzufragen, welchem Kontinent sie sich selbst zugehörig fühlen und erntete grummelndes Schweigen. Also kann ich nur vermuten, dass auf ihrer Landkarte Europa am Kanal endet, Amerika ganz weit im Westen anfängt und dazwischen das glorreiche Großbritannien vor Anker liegt.

Ich will gar nicht spotten, sondern meinte die Frage durchaus ernst. Sobald ich nämlich intensiver Familienstammbäume in England verfolge, stelle ich häufig fest, dass ich auf Namen stoße, die mir bereits an anderer Stelle begegnet waren. Und tatsächlich lässt sich dann fast immer eine verwandtschaftliche Verbindung finden und das sind ja eigentlich die Sternstunden der Genealogen, denn dann fügt sich im Stammbaum plötzlich alles harmonisch zusammen. Kreise schließen sich und Verwandtschaftszweige werden klar überschaubar, die vorher irgendwo im Nebel endeten.

Heute Morgen ist mir so etwas passiert. Da traf in meiner Ahnenfolge erstmals Leeds auf London. Die meisten werden jetzt an die Premier League denken, denn wenn Leeds gegen West Ham antritt, kann man ein spannendes Spiel erwarten. Ich spreche aber von Familien, die seit Generationen in der einen oder anderen Stadt ansässig sind und sehr erfolgreichen Handel betreiben. Die einen mit Tuch und Kleidung (Leeds), die anderen mit Holz und Getreide (London). Ich war auf zwei Familien-Dynastien gestoßen, die als Großkaufleute lange Zeit den Handel dominierten. In Leeds war es die Familie Lupton und in London war es die Familie Solly.

Die Verlinkung zwischen den beiden geschah wie immer durch eine Heirat. Schon war es passiert, damit hatte man eine verwandtschaftliche Verbindung geschaffen, die fortan alle Vor- und Nachfahren irgendwie miteinander in Relation bringt.

Eine dieser Beziehungen besteht zwischen dem Ur-Ur-Groß-Onkel, der einen Familie und dem Groß-Neffen der anderen. Das klingt zunächst nicht spektakulär, bringt aber den Londoner Kaufmann Edward Solly in überraschend kurze Distanz zur Princess of Wales. Für mich wäre der Verbindungsweg noch ein gutes Stück länger, er reicht also nicht, um auf eine Einladung zur Gartenparty im Buckingham Palace zu hoffen. Aber eine Erwähnung ist die Entdeckung dann doch wert und deshalb dieser Beitrag.